Schreiben

Meine Agenda


Meine Agenda ist, ich habe keine. Nur einige Grundannahmen, die ich mir in Selbstbeobachtung erarbeitet habe. Diese habe ich in einem Essay niedergelegt, den ich in lessingscher Frechheit an Urs Widmer gerichtet habe. Der war sensibel. Der hätte gekotzt, wenn er "Im Auge des Zyklopen" zu Gesicht bekommen hätte. Habe ich deshalb nicht abgeschickt, von wegen frech. In diesem Essay habe ich u.a. eine Ethik guten Erzählens formuliert. Jetzt arbeite ich an einem neuen Romanprojekt - Urlaub mit Knut - und breche nach und nach jeden von mir im Essay aufgestellten Grundsatz.

Das ist ebenso seltsam wie instruktiv.

Ich bin auf einer Bergtour, verstehe ich. Ich mache einen Halt & schaue mich um. Die Welt sieht von hier auf bestimmbare Weise aus. Gehe ich weiter Richtung Gipfel, stellen sich plötzlich andere alpinistische Probleme. Mache ich erneut Halt, sieht die Welt von erhöhtem Punkt eindeutig anders aus. Und so fort. Lustiger Weise passt diese Bergmetaphorik exakt zu Sloterdijks Umschreibung von übenden, auch künstlerischen Verfahren: Nicht das Basislager - ich kann und weiß schon alles! - ist das allzu bequeme Ziel, sondern der Gipfel. Und da bin ich noch nicht. Ich bin unterwegs. Das ist zwar keine Agenda, immerhin aber eine Haltung.

"Mehr Leichtigkeit. Es muss leicht aussehen... Merken Sie sich das gut, Polina. Ohne Eleganz und Leichtigkeit wird man Ihnen immer nur die Anstrengung und Mühe ansehen."
(Polina, Bastien Vivès)



Alles geht seinen Gang

Hessischer Rundfunk / Spätlese
Gelesen von Axel Gottschick




Heimweh nach
der Zukunft ›

ZEIT-Essay-Wettbewerb / Shortlist